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utorok 9. augusta 2011

Die Übersättigung

Übersättigung bedeutet die Gleichgütigkeit gegen einen Genuß und die Zurückweisung eines Genusses - den man zu oft hatte. Nicht den Produktiven, sondern dem Rezeptieven droht dieses Schicksal. Die Phänomenologie des Genießers ist eine verwickelte und interessante. Zwei Haupttypen kann man im Leben deutlich hervortreten sehen: den Genießer, der arbeitet, um genießen zu können - und den Genießer, der bloß genießen möchte. Beiden droht die Überreizung durch den Genuß, dem zweiten Typus natürlich stärker als dem ersten, und so denken wir regelmäsig an diesen bestimmten Nur-Genießer, sobald wir von Übersättigung reden. Warum steht denn eigentlich jenes Schicksal des Weltschmerzes dem Genußmenschen bevor? Oder wären dies vielleicht nur Möglichkeiten , die bald so, bald anders gewendet werden können? Oder ist die Warnung vor der genießerischen Lebenseinstellung vielleicht nur ein Kunstgriff kapitalistischer Ausbeuterungssucht? Was dem Genießer fehlt, ist das Schöpferische des Lebens, soweit er selbst in Betracht kommt. Gewiß weiß er das Produktive des Anderen gut zu erkennen; ja: er ist gerade eingestellt auf das Individuelle der Andreren und angewiesen auf deren Produktivität als auf eine notwendige Vorbedingung seiner Existenzweise. Den der Genuß erfordert, um Lust zu errengen, die Abwechslung oder die Steigerung. Nur gibt es aber gar keine so große Differenzierung der Genußobjekte, das nicht nach einiger Zeit als eine gewisse Gleichförmigkeit empfunden würde; folgich muß der Genuß gesteigert werden. Nun ist aber sowohl die subjektive Genußfähigkeit wie die objektive Steigerungsmöglichkeit auf bestimmte Grenzen angewiesen. Der Genießer ist also bald an der Grenze der Leistungsmöglichkeit angelangt. Je klüger und feinfüliger er ist, desto schneller fällt er diesem Schicksal des Überdrusses am Genuße anheim. Es scheint hierin doch eine psychologische Gesetzlichkeit zu liegen, die nicht umgangen werden kann. Die Aufgabe des Menschen ist die immer gesteigerte Intensivierung der Kultur und gegen dies Fundamental-Prinzip verstößt der Genießer. Den er leistet für seine Person nichts, er ist nur ein Echo der Anderen.


aus Kultur der Dekadenz...


G.

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